Karben (jsl). Wenn beim traditionellen Königsschielsen des Schützenvereins Selzerbrunnen Karben der letzte Schuss trifft und der Adler fällt, steht ein neuer König oder eine neue Königin fest. So will es der alte Brauch, nach dem die alljährliche Veranstaltung durchgeführt wird. Kürzlich war es wieder so weit. Geschossen wurde mit dem Kleinkalibergewehr auf der 50-Meter-Bahn an der Dortelweiler Straße in Klein-Karben. Zielobjekt war ein aus Holzplatten gefertigter und kunstvoll verzierter Adler. Schützen König wurde Frank Appel aus Nieder-Wöllstadt. An seine Seite gesellten sich Alexander Pohl und Richard Höring als erster und zweiter Ritter sowie Angelika Höring als dritte Ritterin. Vom Tag der Königsfeier an werden diese Vereinsmitglieder ein Jahr lang für die Geselligkeit im Schützenhaus verantwortlich sein.
Bürgermeister Guido Rahn überbringt die Auszeichnung für Thorsten Winter. An dessen Seite seine Frau Angelika Winter.
»Engagement zeigen« nennt das der 1. Vorsitzende. »Mit Unterstützung der anderen Mitglieder und des Vorstandes werden sie bei einer unserer Veranstaltungen die Organisation übernehmen«, erklärt Thorsten Winter diese spezielle Gepflogenheit im Verein. An das Königsschießen und die anschließende Feier im Schützenhaus dürfte er sich wohl noch lange zurückerinnern. Nicht allein die feierliche Verleihung der Insignien an die neue Königsfamilie, deri Salutschhüsse im Freien oder ein von allen Gästen geschätztes Buffet waren dafür maßgeblich, sondern etwas völlig Unerwartetes. Am Abend schlug nämlich ein Überraschungsgast auf, mit dem niemand gerechnet hatte. Das machte sogar den sonst selten sprachlosen Vereinsvorsitzenden sprachlos.
»Als Bürgermeister Guide Rahn hereinkam, wurde unser ganzes Programm natürlich erst mal auf positive Weise durcheinandergeworfen«, berichtet Winter. »Wer mich kennt, wei, dass ich eigentlich auf alles eine Antwort habe. An diesem Abend war das aber anders.«
Ausschlaggebend dafür sei der Grund des Bersuchs gewesen. Nach einem kurzen Grußwart habe Rahn ihm den Ehrenbrief des Landes Hessen überreicht. »Davon war ich schon sehr ergriffen«, verrät der 55-jährige.
Ausgezeichnet wurde Thorsten Winter für sein Engagement in zwei Vereinen: Sowohl beim Schützenverein Selzerbrunnen als auch im Bund der Militär- und Polizeischützen in Karben hat er sei 13 Jahren den Vorsitz inne. Noch etwas länger ist der Bestattungsunternehmer aus Groß Karben Waffensachverständiger beim Wetteraukreis sowie Ausbilder und Prüfer im Bereich Waffensachkunde/Sprengstoffrecht. Mit dem Landesehrenbrief sollen Winters ehrenamtliche Leistungen umfassend gewürdigt werden.
Die Unterstützung seiner Ehefrau Angelika Winter sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. »Wir haben sie Chance ergriffen und auch Angelika Winter einen großen Dank ausgesprochen«, heißt es aus den Reihen des Vereins. »Ohne ihr Verständnis wäre das alles nicht möglich.« Dass der Geehrte sehr an Traditionen hängt, ist kein Geheimnis. Gerade das Königsschießen ist und war ihm immer wichtig. »Solche Veranstaltungen miss man pflegen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Das kann sehr schnell passieren, ein Ausfall kann da manchmal schon ausreichen. Aber sogar während der Corona-Pandemie haben wir es hinbekommen«, sagt Thorsten Winter.
Bereits im 15. Jahrhundert gab es »Bürgerwehren«, die sich aus den männlichen Einwohnern einer Siedlung rekrutierten. Diesen nicht militärischen Verteidigerin ging es tatsächlich nur ums Beschützen. Über Gewehre verfügten sie noch nicht. Nachdem sie sich aufgelöst hatten, wurden ihre Traditionen zum Volksbrauch. Es entstanden Schützenfeste, die regional sehr unterschiedlich sein können. Auf der Titel des Schützenkönigs rührt aus dieser Zeit.
Schützenverein Selzerbrunnen e.V.
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